Flug über New Mexiko
Fast wie eine Vorwegnahme späterer Bilder erscheinen
einige Aquarelle und Skizzen, die Alfons Bürgler anlässlich
einer Reise in die USA gemalt hat (Abb. 69 – 82).
Sie zeigen abstrakte Züge, Geometrisierungen und Zei-
chenhaftes. Die Art ihrer Entstehung gibt Hinweise darauf,
wie im Unbewussten des Künstlers Neues vorbereitet wird,
das sich in überraschenden und neuartigen Figurationen
unvermittelt und wie zufällig zeigen kann.
Grundlagen dafür waren Skizzen und Texte, die er während
des Fluges über New Mexiko aufgezeichnet hatte.
«Bei einem Flug von Los Angeles über Neu Mexiko nach Chicago entdeckte ich bei
klarster Sicht unter mir eine eigenartige Landschaft. Der malerische Reiz dieses
Anblicks packte mich so sehr, dass ich versuchte, sofort einen Teil dieser Formen in
meinem Notitzblock aufzuzeichnen, Quadrate, kleine Rechtecke usw.
Ich ahnte, dass es sich um Gärten, Äcker, Felder handeln musste, mit dazwischen
liegenden Wegen, Bächen, Büschen, Gräben und brachliegenden Teilen. Die Eintei-
lung der Felder, z. B die der Kreise in sich, war so vielfältig, dass ich bei der hohen
Fluggeschwindigkeit nur einen kleinen Teil davon festhalten konnte. Doch dieser
Eindruck genügte und motivierte mich so sehr, dass ich zu Hause unverzüglich mit
Malen begann. So entstanden einige Bilder zu diesem Thema.
Erst später, über Gespräche mit Ortskundigen, verstand ich den Zusammenhang:
Es waren Sprinkleranlagen, welche den Gärten solche Formen gaben. Diejenigen,
welche sich im Kreise drehten, bildeten runde Felder, andere, die hin und her
fuhren, bildeten Rechtecke. Und die verschiedenartigen Bepflanzungen mit säuber-
lichen Einteilungen liessen mich, von so weit oben gesehen, schnell an Torten- oder
Käsestücke denken.»
Eines wird deutlich: Nicht die Analogie zu Tortenstücken
faszinierte den Künstler. Eine Figuration von aussen traf
etwas, das in seiner Innenwelt latent vorhanden war oder
mindestens schon im Begriff war, sich zu formulieren.
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