169
schlägt mit der Faust auf den Tisch
und flucht: «Bauernschneiderei, ist
ja hart wie ein Brett! Wenn du hier
arbeiten willst, wirst du erleben,
was Schneiderei heisst.» Er übergibt
mich dem Vorarbeiter.
Ich beginne zu arbeiten. Alles
mache ich falsch. Der Vorarbeiter
flucht und wirft mir die Kleider an
den Kopf. «Nochmals aufmachen,
ändern, so macht man das. Hier hast
Du ein Stück Stoff und Knopfloch-
seide. Nimm das nach Hause und
übe am Abend. Morgen will ich es
sehen.»
Hier wird nur für reiche Leute aus
der ganzen Welt gearbeitet. Zu
Schinderlöhnen. Wichtig ist der Aus-
weis, das Zeugnis, dass man bei Gisi-
ger gearbeitet hat. Dann kommt
man überall unter.
Endlich darf auch ich einen Anzug
alleine herstellen. Und dies noch für
Ali Khan, einen Bruder von Aga
Khan, dem reichen islamischen
Oberhaupt am persischen Golf. Ich
bin stolz. Der Chef lobt mich.
Drei Jahre arbeite ich in verschiede-
nen Ateliers in Vevey und Lausanne.
Im Welschland gefällts mir gut.
Freizeit, viele Freunde, Baden im
Genfersee, klettern in den nahen
Walliserbergen, Skifahren auf dem
Mont Pellerin, das geniesse ich.
Kalter Krieg, Ostblock, Einmarsch
der Russen in Ungarn. Man liest und
hört viel Negatives. Die politische
Lage ist bedrückend.
1960 – 1966
Gesundheitliche Probleme wegen
eines Zwerchfellrisses.
Daher Rückkehr in die deutsche
Schweiz.
Übernehme in der Not eine Stelle
beim Staat. Kontrolliere FHD-Klei-
der. Bin unglücklich und depressiv.
Ich kaufe mir einen Ölfarbkasten
und eine Staffelei und male oft in
der Landschaft und nach Vorlagen.
Meine ersten Ölbilder entstehen.
151 Stilleben, 1967, Kohle, 24 x 30 cm
150 Jungfrau, 1952, Wasserfarben, 37 x 47 cm
152 Haus in Schwyz, 1973, Feder und Tusche, 18 x 25 cm