BAUMFIGUREN - page 3

VORWORT
Vor acht Jahren entdeckte ich durch Zufall in einem Gebüsch mitten in
der Stadt Zug meine erste kleine Baumfigur. Ich brach sie aus dem Strauch
und nahm sie mit in mein Atelier. Dort lag sie in einer Ecke und zog mich
bei jedem Hinschauen in ihren Bann. Sie liess mir keine Ruhe: Immer wie-
der, wenn ich seither in der Natur war, suchten meine Augen automatisch
in Bäumen und Sträuchern aufmerksam nach solchen menschenähnlichen
Figuren. Viele davon habe ich abgesägt und gesammelt. Sie wurden mehr
und mehr und immer grösser. Schliesslich kam es, dass ich den Figuren ei-
nen eigenen Raum mietete, da ihre Vielzahl die Raumverhältnisse meines
Ateliers zu sprengen drohte. In diesem neuen Raum, einer ehemaligen
Schnapsbrennerei, hatte ich die Möglichkeit, die Baumfiguren spielerisch
zu arrangieren, sie in Beziehung zueinander zu stellen und im Raum zu
inszenieren. Die Idee des Baumfiguren-Kabinetts war geboren!
Während der Entstehungsphase des Baumfiguren-Kabinetts habe ich Men-
schen mit verschiedenen beruflichen Hintergründen eingeladen, um von
ihnen zu erfahren, wie sie diese Installation wahrnehmen. In sehr unter-
schiedlichen Texten haben sie schliesslich ihre Eindrücke niedergeschrie-
ben:
Peter Killer
, u. a. Kunstkritiker und Journalist, sieht und beschreibt die
Baumfiguren im Zusammenhang mit den «Körperschriften», meiner Male-
rei und Zeichnung, und zieht Parallelen zur Kunst- und Kulturgeschichte.
Die Schauspielerin
Prisca Anderhub
ist nicht nur Beobachtende, sondern
fühlt sich beim Begehen des Kabinetts auch als Beobachtete und lässt sich
ein in ein Spiel mit den Baumfiguren.
Der Germanist und Kunsthistoriker
Dr. Josef Bättig
appelliert in seinem Text
an unsere Sehgewohnheiten und fordert uns auf, genau hinzuschauen.
Thérèse Nylén
, Tänzerin und Choreografin, spinnt fantastische Geschichten
und knüpft Beziehungen zwischen den Baumfiguren.
Der Kantonsförster
Theo Weber
zieht gekonnt Parallelen zwischen Natur-
hölzern und den auf den Kopf gestellten Baumobjekten.
Allen fünf Autoren möchte ich an dieser Stelle ganz herzlich danken. Sie
haben die Baumfiguren im provisorisch eingerichteten Raum gesehen, be-
vor er zum Kabinett umgebaut wurde. Das ist wichtig zu wissen. Man spürt
diesen vorherigen Zustand regelrecht aus einigen Texten heraus.
Ich wünsche Ihnen beim Lesen und Betrachten dieses Katalogs viel Freude
und, wer weiss, vielleicht bekommen Sie Lust, in der Natur selber ähnliche
Formen zu entdecken.
Alfons Bürgler
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